Die gute alte Blue-Jeans hat ausgedient oder zumindest zahlreiche Familienmitglieder hinzugewonnen. Jeans hören mittlerweile auf recht abenteuerliche Namen: light stone used, moon washed, blue used destroyed und viele mehr. Bevor man gedankenlos ins Regal der Modehäuser greift, gilt allerdings eines zu bedenken: Was den modebewussten Käufern eine immense Auswahl beschert, hat mitunter im Herkunftsland seinen Tribut gefordert.
Trendmode Jeans
Bis in die 80er Jahre waren Jeanshosen zunächst nur in dunkelblau erhältlich. Neue Blautöne, welche durch chemische Prozeduren oder durch das Waschen mit Steinen hervorgerufen wurden, eroberten schnell den Markt. Noch heute erfreuen sie sich großer Beliebtheit, schließlich bringen Sie Abwechslung in den Jeans-geprägten Alltag. Vor allem in den letzten Jahren zielt der Geschmack der Verbraucher auf den so genannten „Used-Look“.
Used-Look – Gesundheitsrisiko für Arbeiter
Das modisch-gebrauchte Aussehen der Hosen kann auf verschiedenerlei Arten bewerkstelligt werden. Eine Methode ist das so genannte „Sandstrahlen“. Bei dieser Technik werden Jeans mit feinem Quarzsand bestrahlt, um die stylischen Effekte auf den Stoff zu zaubern.
Da ausführende Textilarbeiter bei dieser Prozedur Gefahr laufen, große Mengen des Staubes einzuatmen und an der schweren Lungenkrankheit Silikose zu erkranken, wurde die Technik des Sandstrahlens in Europa stark reglementiert. Die Türkei verbot es 2009 sogar komplett. Im Grunde handelt es sich bei Silikose um eine Berufskrankheit, die zuvor bei Bergleuten oder Bauarbeitern auftrat. Die Inhaltsstoffe des Sandstaubes sorgen auf Dauer für eine Vernarbung der Lunge und führen letztlich zum Erstickungstod.
Zahlreiche Markenfirmen lassen ihre Textilien hauptsächlich in Südostasien fertigen. Die Kampagne für Saubere Kleidung setzt sich deshalb seit geraumer Zeit dafür ein, dass die Sandstrahl-Technik aus dem Produktionszyklus der dortigen Textilfirmen verbannt wird. Mit Erfolg: Bereits im vergangenen Jahr haben sich zahlreiche Markenfirmen aufgrund des öffentlichen Drucks dazu entschlossen, auf andere Methoden auszuweichen.
Textile Verantwortung
Trotz des Etappensiegs appellieren Organisationen und Initiativen für saubere Kleidung weiterhin an die Corporate Social Responsibility der Hersteller. Die „textile Verantwortung“ wahrzunehmen, obliegt aber nicht nur Modefirmen, sondern auch dem Verbraucher. Keiner möchte etwas am Leib tragen, das die Gesundheit anderer ruiniert hat. Jeans, die durch das Bestrahlen durch Sand verblasst oder getragen aussehen, sollten deshalb nicht mehr in die Einkaufstüte kommen.
Wer auf die modischen Teile nicht gerne verzichten möchte, kann sich vor dem Kauf im Netz über den Hersteller informieren. Ansonsten kann man ja immer noch auf die gute alte Bluejeans zurückgreifen. Mit Bimsstein und Schleifpapier bearbeitet kann der Self-Made-Used-Look locker mithalten.
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