Sie ist der Graus aller Schüler und doch so häufig Thema der Deutsch-Klassenarbeit: Die dialektische Erörterung. Bei dieser oftmals verhassten Form des Aufsatzes geht es darum, einen eigenen Standpunkt zu einer Fragestellung zu entwickeln und diesen argumentativ herzuleiten. Man entwickelt eine eigene Meinung auf der Grundlage einer genauen Abwägung von Fakten und Perspektiven. Dadurch schult man Ausdrucksweise, Einfühlungsvermögen und analytisches und strukturiertes Vorgehen. Insofern hat die dialektische Erörterung durchaus ihre Berechtigung. Darüber hinaus ist die Wahrung der Form gar nicht so schwierig: Mit unseren Tipps klappt’s bestimmt!
Erörterung – diese Arten gibt es
Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Typen der Erörterung: Die textgebundene und die freie Erörterung.
Während sich die textgebundene Erörterung an einem bereits vorhanden Text, z.B. einem Zeitungsartikel orientiert, erläutert die freie Erörterung eine Problemstellung, die unabhängig von einer Textvorlage ist. Dabei kann man wiederum zwei Richtungen der Erörterung verfolgen.
Die Freie Erörterung
Linear
Wie der Name bereits sagt, steigt diese Art der Erörterung sozusagen linear an: Nach einer Einleitung und der Formulierung der eigenen Grundhaltung erwähnt man zunächst das schwächste Argument für die eigene Position, um sich dann zum stärksten Argument vorzuarbeiten. Schließlich gibt man ein Gesamturteil ab, das unter Umständen in einem Ausblick gipfeln kann.
Dialektisch
Die dialektische Erörterung ist im Gegensatz zur linearen kontrovers aufgebaut: In der Einleitung weist man bereits auf die Problematik und Vielschichtigkeit der Thematik hin, um diese dann im Hauptteil zu diskutieren. Man kann Pro- und Contra-Argumente entweder abwechselnd positionieren oder nacheinander. Meist eignet sich diese Methode besser, da man leichter eine Gewichtung der Thesen ausmachen kann und außerdem eine Art Wendepunkt der Argumentation ersichtlich wird.
Bei dieser Art der dialektischen Erörterung führt man also zunächst ausschließlich Negativ- oder ausschließlich Positiv-Argumente an und gewichtet diese in der Aufzählung. Dabei ist es wichtig, in der ersten Argumentationsphase von „sehr wichtig“ nach „nicht so wichtig“ zu sortieren und in der zweiten Argumentationsphase von „nicht so wichtig“ nach „sehr wichtig“. Dadurch erreicht man, dass die eigene Position (also die der zweiten Phase) besser im Gedächtnis haften bleibt und das wichtigste Gegenargument (also der ersten Phase) in Vergessenheit gerückt wird.
Wann wähle ich welche Argumentationsweise?
Sollte man in einer Aufgabenstellung im Deutschunterricht die Wahlmöglichkeit zwischen dialektischer und linearer Erörterung haben, empfiehlt sich eine genaue Betrachtung der Fragestellung:
Für die lineare Vorgehensweise eignet sich eine offene Fragestellung (z.B „Was macht einen guten Lehrer aus?“) oder ein Zitat, das man kommentieren soll. Dialektisch argumentieren sollte man beispielsweise, wenn in der Problemstellung Gegensätze aufgezeigt werden oder der Sachverhalt strittig ist, sich also perfekt für eine Diskussion eignen würde.
Beispiel einer Dialektischen Erörterung
Gerade die dialektische Argumentationsweise ist vielen Schülern häufig unklar. Deshalb wir den Aufbau im Folgenden anhand eines Beispiels.
Angenommen die Fragestellung wäre:
Soziale Netzwerke – Segen oder Fluch?
Diese Fragestellung verfügt über zahlreiche Facetten, die gegeneinander gesetzt werden können. Solche Themen eignen sich hervorragend zur dialektischen Erörterung.
Nun Näheres zu Aufbau und Inhalt der Erörterung:
Einleitung:
Zunächst einmal schreibt man etwas zur Aktualität der Thematik, über die Dominanz des Themas in den Medien und die enorme Bedeutung von sozialen Netzwerken für die junge Generation usw.
Wichtig ist es außerdem, kurz die Problematik von sozialen Netzwerken anzureißen; z.B., dass immer mehr Datenschützer davor warnen, sich im Web 2.0 völlig zu „entblößen“ oder ähnliches.
Hauptteil:
Für den Hauptteil ist es wichtig, dass man sich über seine Vorgehensweise klar ist. Auf keinen Fall sollte man einfach drauf los schreiben. Einer erfolgreichen und durchdachten Erörterung geht immer eine gründliche Pro-Contra-Sammlung voraus. Die gesammelten Argumente müssen außerdem nach Wichtigkeit sortiert werden. Wie oben bereits erwähnt folgen zwei Argumentationsphasen.
Angenommen der Erörternde ist der Ansicht, die schlechten Facetten von sozialen Netzwerken überwögen. Dann geht er beispielsweise wie folgt vor:
Erste Argumentationsphase (= Der Erörternde ist nicht dieser Ansicht!)
- These pro soziales Netzwerk (sehr wichtig): Alle sind dabei, man kann super Kontakt halten.
- These pro soziales Netzwerk (mittel wichtig): Man kriegt Infos und kann sich über Karriere informieren.
- These pro soziales Netzwerk (nicht so wichtig): Es ist einfach eine tolle Freizeitbeschäftigung, wenn mal Langeweile um sich greift.
Und so weiter…
Hier folgt nun der Wendepunkt mit dem Beginn der zweiten Argumentationsphase.
Zweite Argumentationsphase (= Der Erörternde favorisiert diese Ansicht!)
- These contra soziales Netzwerk (nicht so wichtig): Mittlerweile kommuniziert man nur noch per Mausklick und kaum mehr auf konventionellem Weg.
- These contra soziales Netzwerk (mittel wichtig): Man hört immer öfter von Mobbing im Netz und soziale Netzwerke begünstigen das.
- These contra soziales Netzwerk (sehr wichtig): Meine Daten werden gesammelt und für Werbezwecke genutzt.
Und so weiter…
Schlussteil:
- Mit dem Schluss kann man unterschiedliche Zwecke verfolgen:
- Nochmals die eigene Meinung formulieren
- Auf ungelöste Probleme hinweisen
- Einen Appell an den Leser richten
- Grenzen der Erörterung aufzeigen
- Nochmals die Einleitung aufgreifen, damit die Argumentation quasi eingerahmt wird
Noch ein letzter Tipp:
Im Vorfeld der Erörterung kann man sich eine Liste mit typischen Wörtern zusammenstellen, die hilfreich sein können, z.B. Dafür spricht, dass…, Hinzu kommt…, Zudem…, demnach…, deswegen usw. So spart man beim Formulieren Zeit und fühlt sich perfekt vorbereitet.