Das epische Theater nach Bertolt Brecht ist häufig Gegenstand des Unterrichts an deutschen Schulen. Welche Ziele verfolgte Brecht mit seinem Konstrukt und welche Merkmale zeichnen das epische Theater aus? Dieser Artikel gibt klare Antwort auf die Frage: Episches Theater – Was ist das?
Ziel des epischen Theaters
Bertolt Brecht glaubte an eine Veränderbarkeit der Gesellschaft auf marxistischer Grundlage. Diese Überzeugung spiegelt sich auch in seinem literarischen Wirken und nicht zuletzt im epischen Theater wider. Ziel Brechts war es, eine politische Theorie der Kunst zu entwickeln, mit deren Hilfe er den Zuschauer zum Handeln bewegen könnte. Ihm ging es nicht darum, die Zuschauer bei ihren Gefühlen zu packen und emotional zu beeinflussen. Brecht zielte auf den Verstand des Einzelnen ab. Er wollte den Zuschauer mit gezielten Maßnahmen zum Nachdenken und Handeln bewegen. Indem der Zuschauer nämlich das Bühnengeschehen kritisch reflektiert, kann er auch zu Erkenntnissen über die Gesellschaft und deren Missstände gelangen.
Ziele im Überblick:
- Der Zuschauer soll sich nicht mit den handelnden Figuren des Stücks identifizieren können
- Das Theaterstück soll nicht als Wirklichkeit wahrgenommen werden, sondern als Theater
- An die Stelle von Einfühlung in die handelnden Figuren soll Distanz und kritische Beurteilung treten
Merkmale des epischen Theaters
Damit sich der Zuschauer nicht emotional mit dem Bühnengeschehen identifiziert, muss laut Brecht Distanz zum Stück aufgebaut werden. Die so genannte „Ratio“ des Zuschauers wollte der Schriftsteller mittels Verfremdungseffekten aktivieren. D.h. bis dato übliche Merkmale des Theaters sollten ihre Gültigkeit verlieren. Bislang war es den Autoren meist daran gelegen, die Zuschauer in den Bann des Geschehens zu ziehen. Brecht hingegen wollte dem Zuschauer klarmachen, dass die gezeigte Geschichte künstlich gemacht war und nicht der Realität entsprach.
Hierzu wendete er verschiedene Maßnahmen an:
- Das Geschehen wurde durch einen Spielleiter präsentiert
- Die Figuren des Stücks wendeten sich plötzlich ans Publikum
- Figuren führten sich selbst ein
- Es wurde auf Rückblenden, Pantomimen, Masken, Kommentare oder Songs oder mehr zurückgegriffen
- Schauspieler wurden dazu angehalten, nicht mit ihrer Rolle zu verschmelzen, sondern „aus der Rolle zu fallen“, beispielsweise indem er sich mit einem Redepart ans Publikum wendet oder nacheinander in mehrere Rollen schlüpft
Zweck des epischen Theaters
Wie bereits oben bei den Zielen angedeutet wollte Brecht mit dem epischen Theater die gezeigten Ereignisse auf der Bühne in den gesellschaftlichen Kontext einbetten. Die Figuren des Stücks sind Produkte Ihres Umfeldes und der Menschen um sie herum. Durch die Verfremdungseffekte soll der Zuschauer begreifen, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse veränderbar sind.
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