Haben Sie sich bei einem Spaziergang auch schon einmal gefragt, welcher Raubvogel am Himmel gerade seine Runden zieht oder wie das kleine Vögelchen heißt, das in Ihrem Vorgarten von Ast zu Ast hüpft? Wenn für Sie ein Vogel wie der andere aussieht, wird es höchste Zeit für einen Kurs in Sachen Ornithologie (=Vogelkunde).
Die Merkmale – woran erkenne ich eine Vogelart?
Gestalt und Silhouette
Größe
Zunächst einmal schätzt man die Größe eines Vogels ein. Das ist gar nicht so einfach, denn wenn das Objekt der Erkundung gerade durch die Lüfte schwirrt, fehlen uns die nötigen Bezugspunkte. Dennoch kann man eine grobe Einschätzung der Körpergröße treffen. Über besonders viele Vertreter verfügt die Gruppe der sperlinggroßen Vögel.
Schnabel
Um die Gruppe der sperlinggroßen Vögel zu differenzieren, unterscheidet man die einzelnen Vertreter nach der Schnabelform. Körnerfressende Vögel wie Sperlinge oder Finken weisen einen kegelförmigen Schnabel auf, während bodenstochernde Vogelarten über einen relativ langen Schnabel verfügen (z.B. Regenpfeifer). Vögel, die Insekten zu ihrem Speiseplan zählen, beispielsweise Lerchen oder Meisen, haben einen dünnen Schnabel.
Profil
Die Mehrzahl aller Vogelarten ist ausgesprochen scheu. Oft muss daher ein flüchtiger Blick genügen, um eine Aussage über die jeweilige Art treffen zu können. Für erfahrene Vogelkundler ist es daher unerlässlich, die Silhouette und das Profil der einzelnen Arten genau zu kennen.
Ein wichtiges Merkmal zum Bestimmen einer Entenart ist ihre Schwimmlage. Schwimmenten liegen hoch im Wasser, während Tauchenten einen deutlich tieferen Schwerpunkt aufweisen.
Auch Greifvögel kann man meist nur aus der Ferne betrachten. Um die Flugsilhouette einer Vogelart zuordnen zu können, muss man insbesondere auf die Proportionen von Flügellänge und -breite sowie von Kopfvorstand und Schwanzlänge achten.
Ein zusätzliches Hilfsmittel ist außerdem die Frequenz des Flügelschlags: je langsamer, desto größer der Vogel.
Verhaltensweise der Vögel
Balz, Nestbau, Streitereien – ein Vogelleben ist nie langweilig. Viele Verhaltensweisen der Vogelarten ähneln sich, andere hingegen sind ausgesprochen charakteristisch und eignen sich daher als Bestimmungsmerkmal ihrer Art. So unterscheidet sich der Kleiber von anderen Baumläufern und Spechten beispielsweise dadurch, dass er auch kopfunter den Stamm hinabmarschiert. Auch seine Art des Nestbaus ist charakteristisch: Er verklebt das Schlupfloch zu seiner Nisthöhle mit Lehm.
Gesänge und Laute
Rufe und Gesänge spielen bei der Vogelbestimmung eine wichtige Rolle, denn bei keiner anderen Tierart sind sie so ausgeprägt wie bei den Vögeln. Die Grundmuster des Artgesangs sind angeboren, doch Vögel sind gelehrig. So übernehmen sie teilweise Laute anderer Vögel oder hin und wieder auch Umgebungsgeräusche. Eichelhäher, Stare und Blaukelchen gerhören in unseren Gefilden zu den bedeutendsten Imitatoren. Ihre nachgemachten Gesänge nennt man in der Fachsprache „spotten“.
Lebensraum
Jeder Lebensraum weist eine für ihn typische Vogelwelt auf. Auf Wiesen und Feldern leben beispielweise vornehmlich Mäusebussarde, Lerchen, Fasane oder Krähen. In Siedlungen hingegen ist die Vielfalt an Vogelarten meist größer ausgeprägt. Einzelne Arten bevorzugen Mischwälder, andere Moore und wieder andere sind ausschließlich an Küstenabschnitten oder im Gebirge zu finden.
Gefiederfärbung
Hat man die Gelegenheit, einen Vogel von nahem zu betrachten, ist insbesondere die Färbung seines Gefieders für seine Artbestimmung von Bedeutung. Wer sich intensiver mit den einzelnen Facetten des Gefieders auseinandersetzen möchte, sollte sich unbedingt ein Vogel-Bestimmungsbuch anschaffen. Legen Sie sich im Winter doch einmal auf die Lauer und beobachten sie das Geschehen um das Futterhäuschen: Sie werden feststellen, dass sich die zahlreichen unterschiedlichen Vogelarten nicht nur in der Färbung ihres Kleides unterscheiden, sondern auch in ihrer Verhaltensweise. Vogelbeobachtung kann faszinierend sein, probieren Sie es aus.
Bild: Astrid Guth, Sakerfalke; www.piqs.de; some rights reserved